Nur korrekt nützt auch nichts

Sicher: korrektes Deutsch ist häufig schon der beste Weg zu gutem Deutsch. Doch mit Korrektheit allein ist es noch lange nicht getan. Auf allein diese Begründung setzt aber, gewohnt oberlehrerhaft, die Aktion Lebendiges Deutsch bei ihrer Suche nach den Wörtern des Monats:

Mit 3418 Vorschlägen haben sich 2015 Deutschsprachige aus 22 Staaten an der Einladung der Aktion „Lebendiges Deutsch» beteiligt, sich ein deutsches, ein besseres Wort für den AIRBAG auszudenken. „Luftkissen» hieß das häufigste Angebot. Warum hat die Jury sich dann trotzdem für „PRALLKISSEN» entschieden? Weil „Luft» so irreführend ist, wie „air» schon immer war: Es ist Stickstoff, der da von einem Gasgenerator explosionsartig aufgeblasen wird.

Für «bag» statt Tasche fortan «Kissen» zu sagen kann ich voll unterstützen. Nicht nur, weils richtiger ist. Auch, weils den Nutzen sinnlich begreifbarer macht. Die Übertragung des Teils mit «air» hat die Aktion Lebendiges Deutsch inhaltlich sehr merkwürdig begründet: Es mag ja stimmen, dass die Luft im Airbag schon immer aus Stickstoff bestand. Das wäre aber nur der Grund dafür, statt Luftkissen fortan Stickstoffkissen zu sagen.

Irgendwer in der Jury muss aber doch über belehrendes Wissen hinaus auch so etwas wie ein Sprachgefühl gehabt haben. Denn gewählt wurde ja das Wort Prallkissen. Super Ansatz, finde ich, leider wieder im Korrekten steckengeblieben: denn nun ist Prallen durchaus das, was ich auf das Kissen tue. Oder die Gelegenheit, bei der sich das Kissen frei entfalten kann. Aber den Nutzen, den kenne ich noch immer nicht.

Deshalb hatte ich Schutzkissen vorgeschlagen, ersatzweise Sicherheitskissen. Aber so denken wahrscheinlich nur Werber. Und meine Leser wie Blogger Christian, der hier in den Kommentaren das Schutzkissen in die Diskussion geworfen hatte.

In diesem Sinne: Auf in die Hirnfreiheit der nächsten Runde, liebe Leser. Da gehts nämlich um einen Ersatz fürs Brainstorming. Was meint ihr?

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